Achtsamkeit bei Brustkrebs
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen weltweit. Jährlich erhalten Millionen Frauen die Diagnose und müssen sich einer intensiven und oft langwierigen Behandlung unterziehen. Neben medizinischen Therapien wie Chemotherapie, Bestrahlung und Operationen, spielt auch die psychische Gesundheit eine entscheidende Rolle im Heilungsprozess. Hier kommt die Achtsamkeit ins Spiel – eine Praxis, die sich zunehmend als wertvolle Unterstützung in der Brustkrebs-Therapie etabliert.
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist eine Jahrtausende alte Praxis, die aus dem Buddhismus stammt, aber in den letzten Jahrzehnten in der westlichen Medizin und Psychotherapie Einzug gehalten hat. Sie beschreibt die bewusste, nicht wertende Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment. Ziel ist es, Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle ohne Bewertung wahrzunehmen und zu akzeptieren. In der Brustkrebs-Therapie bedeutet dies, sich auf den eigenen Körper, den Heilungsprozess und die eigene Gefühlswelt einzulassen, ohne diese zu verdrängen oder negativ zu bewerten.
Die Bedeutung von Achtsamkeit in der Brustkrebs-Therapie
Eine Krebsdiagnose ist nicht nur körperlich, sondern auch emotional eine große Herausforderung. Die Betroffenen sind oft mit intensiven Ängsten, Unsicherheit und Schmerzen konfrontiert. Achtsamkeit kann dabei helfen, mit diesen Gefühlen besser umzugehen und den Heilungsprozess positiv zu beeinflussen.
Studien haben gezeigt, dass Achtsamkeit das psychische Wohlbefinden von Krebspatienten erheblich steigern kann. Durch regelmäßiges Training kann Stress reduziert, die Lebensqualität verbessert und sogar körperliche Symptome wie Schmerzen und Übelkeit gelindert werden.
Positive Auswirkungen von Achtsamkeit bei Brustkrebs
Viele Frauen berichten, dass Achtsamkeit ihnen geholfen hat, mit den Herausforderungen der Brustkrebs-Therapie besser umzugehen. Eine Patientin erzählte, dass sie durch tägliche Meditation gelernt habe, ihre Ängste zu akzeptieren, anstatt sich von ihnen überwältigen zu lassen. Eine andere betonte, dass sie durch den Bodyscan ein tieferes Verständnis für die Signale ihres Körpers entwickelt habe und somit besser auf ihre Bedürfnisse reagieren könne.
Nachgewiesene Wirkungen von Achtsamkeitstraining bei Brustkrebs sind:
Stressreduktion: Die Diagnose Brustkrebs löst oft erheblichen emotionalen Stress aus. Achtsamkeitsübungen helfen, den Stresslevel zu senken, indem sie den Patienten lehren, Gedanken und Gefühle zu beobachten, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Dies führt zu einem klareren Geist und einer besseren emotionalen Stabilität.
Besserer Umgang mit Angst und Depression: Die Ungewissheit, die mit der Krankheit und ihrer Behandlung einhergeht, führt oft zu Angstzuständen und Depressionen. Studien haben gezeigt, dass Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) depressive Symptome bei Krebspatienten signifikant verringern kann. Achtsamkeit hilft, den Fokus auf den gegenwärtigen Moment zu richten, anstatt sich in negativen Zukunftsszenarien zu verlieren.
Schmerzlinderung: Brustkrebs und seine Behandlungen können erhebliche körperliche Schmerzen verursachen. Achtsamkeit hilft, diese Schmerzen anders wahrzunehmen. Anstatt gegen den Schmerz zu kämpfen oder ihn zu verdrängen, lernen Patienten, ihn zu akzeptieren und mit ihm zu leben, was häufig zu einer subjektiven Linderung führt.
Verbesserte Schlafqualität: Schlafstörungen sind bei Brustkrebspatienten weit verbreitet. Achtsamkeitsübungen, insbesondere Meditation und Atemübungen, fördern einen ruhigeren Geist und können helfen, Schlafprobleme zu verringern.
Stärkung der Selbstfürsorge: Achtsamkeit schult das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse und Grenzen, was den Patienten hilft, besser auf ihren Körper zu hören und sich nicht zu überfordern.
Besseres Immunsystem: Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass regelmäßige Achtsamkeitspraktiken positive Auswirkungen auf das Immunsystem haben. Ein stärkeres Immunsystem kann dabei helfen, den Körper besser gegen die Krankheit zu schützen und die Regeneration zu fördern.
Achtsamkeit in der Praxis
Für viele Menschen mag Achtsamkeit zunächst abstrakt klingen. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Techniken, die einfach in den Alltag integriert werden können und speziell für Brustkrebspatientinnen von Vorteil sind. Ein ganz wichtige Rolle spielt dabei die Meditation. Bei der Achtsamkeitsmeditation liegt der Fokus auf der bewussten Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments. Gerade für Brustkrebspatienten kann diese Form der Meditation helfen, innere Ruhe zu finden und Ängste zu lindern.
Atemmeditation: Den Atem zu beobachten ist ein einfaches Mittel, um die Aufmerksamkeit immer wieder in den gegenwärtigen Augenblick zu holen. In der Atemmeditation dient der Atem als Anker für die Aufmersamkeit, zu dem man immer wieder zurück kehren kann. Gleichzeitig schult diese Form der Meditation eine ruhige und tiefe Atmung, was sich wiederum positiv auf das vegetative Nervensystem auswirkt.
Bodyscan: Der Bodyscan ist eine Technik, bei der man sich bewusst von Kopf bis Fuß auf die verschiedenen Körperregionen konzentriert. Diese Übung kann helfen, Spannungen und Schmerzen wahrzunehmen und bewusst zu entspannen.
Achtsames Gehen: Bei dieser Technik geht es darum, sich auf die Schritte zu konzentrieren, den Boden unter den Füßen wahrzunehmen und den Körper bewusst zu bewegen. Achtsames Gehen kann eine gute Methode sein, um Stress abzubauen und den Geist zu klären.
Achtsames Essen: Für viele Brustkrebspatienten spielt Ernährung eine wichtige Rolle im Heilungsprozess. Achtsamkeit kann dabei helfen, eine gesunde Beziehung zum Essen zu entwickeln, indem man sich bewusst Zeit für die Mahlzeiten nimmt, auf den Geschmack und die Konsistenz der Speisen achtet und auf das Hungergefühl hört.
MBSR – Mindfulness-based Stress Reduction, auf Deutsch Stressbewältigung durch Achtsamkeit, ist ein strkuturiertes Übungsprogramm, mit dem Ziel, mehr Achtsamkeit im Leben zu verankern.
Das Programm wurde Ende der 70er-Jahre vom amerikanischen Verhaltensmediziner Jon Kabat-Zinn an der Universitätsklinik von Massachusetts entwickelt und verbindet ursprünglich aus dem Buddhismus stammende Meditationsübungen mit modernen verhaltenstherapeutischen Elementen. In den ärztlichen Leitlinien für Brustkrebs wird MBSR als begleitende Maßnahme während oder nach der Therapie empfohlen.
Achtsamkeit und schulmedizinische Therapie – eine ideale Ergänzung
Achtsamkeit ist natürlich kein Ersatz für medizinische Behandlungen wie Chemotherapie oder Bestrahlung ist, sondern eine wertvolle Ergänzung. Viele Brustkrebszentren und Kliniken bieten mittlerweile Achtsamkeitstrainings als Teil des ganzheitlichen Therapieansatzes an. Diese ganzheitliche Sichtweise erkennt, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind und dass eine stabile emotionale Gesundheit den körperlichen Heilungsprozess unterstützen kann.
Neugierig? Hier gibt es eine kurze Atemmeditation zum Reinschnuppern:
Nähere Informationen zu Achtsamkeit und MBSR findet man auf der Seite des deutschen MBSR-Berufsverbands.
Im Rahmen der mammaLIFE-Kur für Frauen mit Brustkrebs ist Achtsamkeit, aufbauend auf dem MBSR-Konzept ein wesentlicher Bestandteil des Therapieprogramms. Nähere Informationen zu mammaLIFE findest du auf dieser Seite.